Rotes Zentrum – Uluru, Kata Tjuta, Kings Canyon und Alice Springs

17.07.

Bis zu unserem Flug am Nachmittag vertreiben wir uns noch gemütlich die Zeit in Darwin – zunächst mit einem leckeren, langen Frühstück in der Roma Bar, danach nutzen wir die Gunst vorhandenen Internets auf der Terrasse unseres Hotels und füttern den Blog mit langen Einträgen zur vergangenen Woche. Um 15 Uhr hebt unsere Boeing Richtung Alice Springs ab, wo wir für eine Nacht im sehr liebevoll gestalteten Alice’s Secret Hostel unterkommen. Da es schon dunkel wird, spazieren wir nur noch kurz zum Supermarkt, um uns mit Wasser und einem Abendessen zu versorgen, und verschieben eine ausführlichere Besichtigung der Stadt auf den Tag nach der Rückkehr von unserer Tour ins Rote Zentrum, zu der wir am nächsten Morgen aufbrechen werden.

18.07.

4.00 Uhr – der Wecker klingelt! Um 4:45 Uhr werden wir von unserem Tourguide Jake mit dem Bus abgeholt und starten zu einer langen Fahrt bis zum Yulara Campground am Uluru, wie der Ayers Rock traditionell von den örtlichen Aboriginal-Stämmen genannt wird. Unsere Guppe ist ein netter Mix aus anderen Paaren in unserem Alter, einer holländischen Familie, einigen Mädels aus Japan bzw. Spanien und einer sehr coolen 57-jährigen Französin auf Solo-Weltreise. Nach einem Sandwich-Mittagessen geht’s weiter zum Besucherzentrum des Nationalparks, welches über das Leben der Aborigines und die mit dem Uluru verbundenen Traumzeit-Geschichten informiert. Während sich eine lose Reihe von ameisenklein erscheinenden Menschen an den im Fels verankerten Metallketten auf den Uluru hinaufzieht, bleiben wir bei unserer Wanderung bewusst am Boden und werden dafür mit vielfach wechselnden Perspektiven auf den riesigen Stein belohnt. Höhlenartige Formationen am Fuß des Uluru bergen Felszeichnungen, und entlang des Felsens finden sich bedeutende Sacred Sites der lokalen Aborigines, die wichtige Elemente aus dem Schöpfungsmythos, der sogenannten Tjukurpa, darstellen (und von Besuchern teilweise nicht fotografiert werden dürfen). Am Mutitjulu Waterhole, dem Ruheort der Kuniya-Schlange und einer der wenigen permanenten Wasserstellen der Region, hören wir leise das Wasser gluckern, während es kaum merklich in das Becken fließt. Stellen wie diese wurden von den Aborigines geschickt zur Jagd genutzt: man wartete vor dem Zugang zum Wasserloch, bis eine zuvor abgezählte Gruppe von Tieren wie Känguruhs oder Emus vom Trinken zurückkam, um dann nur das letzte zu erlegen. So behielten die anderen Tiere die Wasserstelle als sicher in Erinnerung, was den Menschen wiederum eine stete Nahrungsquelle garantierte. Wie trocken und heiß es hier werden kann, mag man angesichts des satten Grüns der Umgebung kaum glauben – dies ist allerdings ein eher seltener Anblick und dadurch begründet, dass es rund um Uluru und Kata Tjuta in den vergangenen Monaten ungewöhnlich viel geregnet hat.

Zum Sonnenuntergang versammeln sich alle Busgruppen auf derselben Aussichtsfläche – ein Graus! Zum Glück wird es ein Stück weiter die Düne rauf etwas ruhiger. Der rote Felsen glüht im langwelligen Licht des Sonnenuntergangs auf und scheint dadurch von innen heraus zu leuchten. Unser gemeinsames Abendessen auf dem Campingplatz besteht aus Reis mit leckerem Känguruh-Hackfleisch – wir finden ohnehin, dass viel mehr Känguruh gegessen werden sollte. Rund ums Lagerfeuer rollen wir schließlich unsere Schlafsäcke in den bereitgelegten „Swags“ aus, einer Art Segeltuchhülle mit dünner Matratze darin, wie sie traditionell von den herumziehenden Landarbeitern verwendet wurde. Bei 6 Grad in der Nacht friert sich vor allem Tina darin die Füße und den Hintern ab.

19.07.

Die Belohnung für das Aufstehen um 5.30 Uhr ist für uns ein zauberhafter Sonnenaufgang über Uluru und Kata Tjuta. Diese Gruppe von aus der Ebene ragenden Felskuppeln – unser heutiges Ziel – ist wie der benachbarte Uluru entstanden, als große Stücke von Sand- und Konglomeratgestein, erodierter und verfestiger Überrest eines alten Gebirges, durch Spannungen in der Kontinentalplatte aus dem Boden gehoben wurden. Während der Rest der Gruppe mit unserem Guide Jake eine kürzere Tour macht, wählen wir zusammen mit einem dänischen Paar die vollen 7 Kilometer des Rundwegs durch das Valley of the Winds, was uns tolle Blicke auf die gerundeten Steinkuppeln beschert. Hier wird leider auch wieder der Nachteil einer geführten Tour deutlich: der Zeitrahmen unseres Aufenthalts bei den „vielen Köpfen“, wie sich „Kata Tjuta“ übersetzen lässt, ist für unseren Geschmack eigentlich zu knapp bemessen, um die spektakuläre Landschaft wirklich genießen zu können. Wir trösten uns damit, dass wir so wenigstens die Fahrarbeit an Jake abgeben können und die 1600 km der vollen Tour (vorbei an Salzseen und dem Tafelberg Mount Conner) in den drei Tagen zur Abwechslung nicht selbst fahren müssen. An der Kings Creek Station, wo wir heute campen, beteiligt sich Jacob fleißig am Bau des großen Lagerfeuers, in dessen Glut wir später unser Abendessen zubereiten, „Damper“ (eine Art Brot) backen und Marshmallows grillen. Auch heute übernachten wir nochmal im Swag, wobei dieses allerdings glücklicherweise weniger muffig und die Nacht weniger kalt ist.

20.07.

An das frühe Aufstehen haben wir uns schon fast gewöhnt: auch heute geht es um 5.30 Uhr aus den Federn bzw. dem Schlafsack. Mit dem Sonnenaufgang starten wir zum Kings Canyon Rim Walk, der uns in vier Stunden rund um den Canyon führen soll. Zunächst geht es mit beeindruckender Aussicht auf die weite Ebene hinter uns steil hinauf, danach auf dem Rand der Schlucht entlang durch steingewordene Sanddünen und Meeresböden (inklusive versteinerter Seegurke). Kleine Ritzen im Gestein genügen den Ghost Gums, um sich an den Felswänden festzuklammern und dort das herabrinnende Wasser aufzunehmen – in Dürrezeiten kann diese Eukalyptusart gezielt einzelne Äste absterben lassen, um den restlichen Baum zu retten. Im oberen Teil des Canyons steigen wir schließlich hinab in die grüne Oase des „Garden of Eden“, wo sich Palmen am Rande des Wasserlochs reihen. Auf der anderen Seite der Schlucht geht es wieder hinauf auf die Hochfläche, die hier von kuppelförmig erodiertem Sandstein geprägt ist, der an der Außenseite zwar durch Oxidation des enthaltenen Eisens rot erscheint, darunter jedoch hell sandfarben ist. Nach unserem Abstieg hinunter in die Ebene beginnt unsere letzte gemeinsame Etappe mit der Tourgruppe: die lange Fahrt zurück nach Alice Springs. Während der letzten Stunde im Bus geht es Tina zunehmend schlecht; im Hostel angekommen muss sie sich erst einmal übergeben, was den weiteren Verlauf des Abends schon andeutet.

21.07.

Während Tina nach einer harten Nacht elend in einem Café sitzt und dort vom hilfsbereiten Personal mit Ingwertee und Weißbrot versorgt wird, spaziert Jacob etwas durch Alice Springs und organisiert den Transport unseres Gepäcks. Alice Springs erscheint uns beiden freundlicher (und sicherer) als befürchtet. Entlang der Fußgängerzone, die von einem bunt gemischten Publikum aus Reisenden und Einheimischen bevölkert ist, finden sich viele Galerien mit teilweise sehr schöner Aboriginalkunst. Alice ist außerdem der erste Ort auf unserer Reise, an dem sich aboriginales und weißes Leben im Alltag zu treffen und auf Augenhöhe zu vermischen scheinen. Am späten Nachmittag geht schließlich unser Flug nach Cairns, quer über die schnurgeraden Macdonnell Ranges. Im tropisch-feuchtwarmen Cairns angekommen wiederum ist fürs Erste nichts einladender als das Bett in unserem Hotel.

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