Hong Kong – Zwischenstopp am Rande Chinas

Hong Kong – der erste Stop auf unserer Reise. Eine sehr diverse Stadt, spektakulär und eigenwillig zugleich.

Ankunft am 07.05. gegen 23 Uhr

Der erste Eindruck im Dunkeln: Riesig. Gespenstisch. Ein Moloch aus übereinandergestapelten Menschen. Dazu das Klima: sobald wir den Flughafen verlassen, laufen wir erst einmal gegen eine feuchtwarme Wand. Der Müllgeruch, der auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hotel über den Straßen schwebt, macht es nicht unbedingt besser. „Hong Kong“ soll auf Chinesisch „duftender Hafen“ bedeuten – nun ja, Duft ist bekanntlich auch relativ. Wo sind wir hier nur gelandet?! Gleichzeitig ist es doch auch für Fremde leicht, sich zurechtzufinden. Die hier zusammenströmenden Menschenmassen müssen wohl zwangsläufig sehr gut organisiert werden. Einen Glückstreffer machen wir in unserem Hotel: unser Zimmer liegt im 23. Stock. Beste Aussicht also!

Erster Tag, 08.05.

Wir schlafen tief und lange. Die innere Uhr geht noch ziemlich nach. Danach die ersten Entdeckungen zu Fuß im Viertel um die Hollywood Road. Erstaunlicherweise ist es zumindest hier in Sheung Wan relativ leer. Wo sind die vielen Menschen, die in all diesen wie Duplosteine aufeinandergestapelten Kisten wohnen? Ein paar kommen im Man-Mo-Tempel vorbei, um den hier verehrten Gottheiten Räucherstäbchen und Früchte darzubringen und für Erfolg zu bitten. Ein spannendes Bild: uralte Kultur eingequetscht zwischen den Hochhäusern des modernen Hong Kong. Die Räucherspiralen unter der Decke tauchen alles in eine penetrant duftende Dunstwolke. Nach fünf Minuten tränen die Augen und wir müssen hier wieder raus. Unsere Kleidung wird noch am nächsten Tag nach Räucherstäbchen riechen. Auch auf der Fortsetzung unseres Spaziergangs werden unsere europäischen Nasen etwas strapaziert: überall in den Seitenstraßen breiten sich Marktstände mit gleichermaßen eigenwilligem Geruch wie auch Angebot aus. Der Platzmangel wird allerorten sichtbar: jeder freie Quadratmeter kann zu einem Laden werden und jede noch so kleine Grundfläche mit einem dreißigstöckigen Haus bebaut werden. Auch wenn deren Zustand teils fragwürdig ist, ebenso die Arbeitssicherheit auf den Bambusgerüsten… Zweiter Eindruck von Hong Kong also bei Tageslicht: Ein Schmelztiegel von Kulturen, Ost wie West. Dennoch ist es weder übermäßig chaotisch noch kommen Gefühle von Unsicherheit auf. Auffallend ist der Kontrastreichtum auf kleinem Raum. Die alte Tram mit ihrer eigenwilligen, beinahe quadratischen Form ist rumpelig und langsam. Gleichzeitig ist die Luxusautodichte außergewöhnlich hoch. Wir flüchten aus der Stadt und fahren mit dem Bus hoch auf den Victoria Peak. An der Endstation befindet sich erst mal eine Shopping Mall. Als ob es unten an der Küste nicht genügend Einkaufmöglichkeiten gäbe…
Die letzten paar Hundert Meter auf den Gipfel gehen wir zu Fuß weiter. Es ist in der schwülen Hitze sehr anstrengend, aber dafür sind wir plötzlich mitten im grünen Urwald für uns allein und weit oben über den Betonschluchten der Stadt. Leider ist es ziemlich wolkig, aber der Blick auf Hong Kong Island und auf die auf dem Festland liegenden Stadtteile ist doch beeindruckend: gestapelte Menschen allüberall. Dennoch sieht man erstaunlich viel Grün, insbesondere die Bergrücken thronen als dicht bewaldete Oasen über der nun in der Nacht versinkenden Stadt. Unser spätes Abendessen dann wieder in Sheung Wan finden wir in einem chinesischem Imbiss und lernen: die Spezial-Szechuansoße des Chefs macht’s.

Zweiter Tag, 09.05.

Das Wetter zeigt sich heute etwas freundlicher. Nach einem spätem Start dank Jetlag entschließen wir uns daher zu einem Ausflug mit der Fähre nach Lantau Island. Der Bus fährt uns vom Hafen weiter durch dörfliche Siedlungen und viel viel Grün in das Fischerdorf Tai O. Hier sind wir gefühlt tief in China. Der Kontrast zu Hong Kong City könnte größer kaum sein. Das Leben hier ist ärmlich und einfach. Wir machen für lächerliche 25 HKD eine Bootstour durch das Dorf: die Häuschen stehen auf Stelzen über dem Meer. Leider sehen wir nicht die lokalen Berühmtheiten: die rosa Delphine. Schade! Wir laufen über den Markt quer durch das Dorf: man will lieber gar nicht wissen, was das alles so ist, was hier verkauft wird. Schrumpelige angeschimmelte Seegurken zum Beispiel. Chinesische Touristen kaufen hier diverse getrocknete Meerestiere vom Seepferdchen bis zum ganzen Oktopus. Auf dem Weg zum Tempel hinter dem Dorf flattern vogelgroße Schmetterlinge um uns herum. Der Opa im Tempel ist trotz sprachlicher Barriere sehr bedacht darauf, uns über die Geschichte des Ortes und die verehrten Gottheiten aufzuklären. Wir verabschieden uns vom Meeresgott und seinen Freunden und fahren mit Bus und dem U-Bahn-Äquivalent MTR wieder in Richtung HK Island nach Kowloon/Tsim tsa Tsui. Die als Sehenswürdigkeit vollmundig angepriesenen Chung King Mansions sind zumindest für einen Einwohner Berlins weniger spektakulär als erwartet. Hier trifft die Welt auf einem Ort zusammen: China, Europa, Afrika, indischer Subkontinent, Mittlerer Osten. Anschließend treffen wir endlich Clemens, um die „Light Show“ über der Skyline von Hong Kong Island zu betrachten. Na ja… im Wesentlichen ein paar grüne Laserstrahlen. Trotzdem beeindruckendes Panorama. Mit der Fähre geht’s wieder rüber nach HK Central, wo wir in einem Straßenrestaurant essen. Der Blick auf den Teller offenbart: hier wird wirklich jeder Teil des Hähnchens und Rinds verarbeitet. Zum Glück ist die Beleuchtung eher spärlich, schmecken tut es jedenfalls. Wir werden zur Attraktion für die Filipinos am Nachbartisch: man bittet uns, für ein Foto zu posieren. Nun, warum nicht?

Dritter und letzter Tag, 10.05.

Hongkong begrüßt uns zum Frühstück mit Regen und nochmals Regen. In Bächen fließt das Wasser den Hang hinunter. Wir haben aus Deutschland keinen Regenschirm mitgebracht und sind auch nicht gewillt, für die letzten Stunden in Honk Kong einen zu kaufen. Man müsste auch überhaupt erst mal zu einem Laden laufen, bis dahin wäre man ohnehin durchweicht. Zum Glück müssen wir erst um 12 auschecken, verkriechen uns also nochmal in unserem regenverdunkelten Hotelzimmer, wo Kristina in einem jetlagbedingten Vormittagsschlaf versinkt. In einer Regenpause brechen wir dann zum Central-Bahnhof auf, um dort schon mal für unsere Flüge am Abend einzuchecken und unsere Koffer aufzugeben. Auf dem Rückweg Richtung Hollywood Road eine erste Krise: Jacob vergeigt die Terminabsprache mit Clemens zwecks gemeinsamem Mittagessen; zum Ausgleich lotst Tina ihn in die falsche Straßenbahn. Wir schaffen es schließlich doch noch, Clemens zu einer späten Lunchpause zu treffen, und über dem duftenden vietnamesischen Essen verfliegen dann auch die letzten Ärgernisse. Zum Abschluss unseres Hong-Kong-Erlebnisses geben wir uns die volle Dröhnung des blinkenden und überfüllten Downtown-Stadtviertels Causeway Bay. Kurz bevor der Stresspegel erneut kritische Werte erreicht, hauen wir dann aber ab. Richtung Sydney!

 

 

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