Fidschi!

05. – 13.08.

Auf dem Flug nach Nadi/Fidschi gehen uns zwei weitere Stunden verloren – nun sind wir 10 Stunden hinter deutscher Zeit (ohne die Sommerzeit wären es sogar 11, also fast einmal halb rum um den Globus). In unserer Unterkunft für die erste Nacht auf der Hauptinsel Viti Levu empfängt uns Rezeptionist Paul mit den Worten: „You’re on Fiji Time now!“ – und meint damit weniger die Zeitzone als die Mentalität der Einwohner. Tatsächlich scheint das Leben hier etwas gemütlicher abzulaufen als anderswo auf der Welt. Das Universalwort hier ist „Bula“, was zwischen „Hallo“ und „Gesundheit“ alles mögliche bedeuten kann, aber immer mit einem breiten, entspannten Lächeln ausgesprochen wird. Wir lassen uns insbesondere nach dem eher stressigen Brisbane-Aufenthalt sofort anstecken und essen zwischen Pool und Meer zu Abend. Als wir zu später Stunde auf dem Zimmer gerade noch Fotos sortieren, entdecken (und erlegen) wir zu unserem Unmut eine Bettwanze, die über unser Bett kriecht. Vor allem Tina reagiert leicht panisch und rettet sich für den Rest der Nacht mitsamt allem Gepäck ins Badezimmer. Es scheint allerdings das einzige Exemplar gewesen zu sein, zumindest bleibt Jacob trotz im Bett verbrachter Nacht von Bissen verschont.

Am nächsten Morgen geht es mit der Fähre hinaus zu den Yasawa Islands – nach fünf Stunden auf bewegter See erreichen das Blue Lagoon Beach Resort auf Nacula Island, wo wir die folgenden sechs Tage verbringen werden. Während unser erster Nachmittag dort noch halbwegs sonnig ist und uns zu einem Sprung in den Pool und Cocktails am Strand einlädt, fällt in den nächsten drei Tagen jahreszeitenunüblich fast durchgängig Regen. Den ersten vollen Tag verbringen wir daher nicht wie gedacht in der Hängematte unter Palmen, sondern mit Büchern und Rätseln in unserem Häuschen. Am zweiten Tag leihen wir uns in einem Moment „guten Wetters“ (der sintflutartige Regen weicht kurzzeitig einem leichten Tröpfeln) ein Zweierkajak und paddeln eine Stunde über die Korallenriffe vor der Insel.

Am Dienstag, dem dritten Tag unseres Aufenthalts, beschließen wir, uns nicht weiter vom Wetter regieren zu lassen, und besteigen trotz Regen das Boot zum Besuch des nahegelegenen Dorfes Nacula, dem Hauptort der Insel, aus dem auch viele Mitarbeiter unseres Resorts kommen. Watili, der ebenfalls im Resort arbeitet, aber aus dem Dorf stammt und auch dort lebt, führt uns zu den zentralen Orten wie den beiden Kirchen, der Versammlungshalle und der Schule – komplett mit Rugby-Feld (der Nationalsport!) und lilafarbenen Häuschen, in denen die von der Hauptinsel kommenden Lehrer während des Schuljahres wohnen. Überall laufen Hühner herum, die Bewohner grüßen freundlich aus den Eingängen ihrer Wellblechhäuschen heraus, die von sorgfältig gepflegten Gärten umgeben sind. Es gibt nur noch wenige in traditioneller Art gebaute Häuser aus Schilfgras und Palmblättern, da sie wegen des mühseligen Unterhalts zunehmend durch Wellblechhütten oder auch gemauerte Häuschen ersetzt werden. Über das Ausmaß der Armut sind wir dennoch etwas erstaunt – wir hätten schon eine etwas bessere Infrastruktur und Lebensverhältnisse erwartet. Strom gibt es nur für wenige Stunden am Tag, Wasser muss aus den Regenzisternen oder vom Brunnen geholt werden, und auch eine Kanalisation ist nicht existent. Für größere Anschaffungen und den Einkauf haltbarer Lebensmittel legen mehrere Familien zusammen, um alle paar Wochen einmal einen „Einkäufer“ auf die Hauptinsel schicken zu können; ansonsten sind die Menschen für ihre Ernährung auf das angewiesen, was sie im Meer fangen und auf ihren Feldern anbauen. Trotzdem begegnen uns die Menschen sehr herzlich und wir fühlen uns nicht unwohl oder zu sehr als „reiche, weiße Eindringlinge“ auf Armuts- und „Eingeborenen“-Sightseeing (eine Befürchtung, über die wir uns im Vorfeld länger unterhalten hatten). Die Einwohner der Insel profitieren sehr von den dort angelegten Resorts – als Pächter ihres Landes, als Arbeitgeber und als Handelspartner (z.B. für Fisch und Gemüse, wie die Maniok-Pommes, die es bei uns zu einigen Mittagsgerichten gibt), sowie durch die Spenden und Einkäufe der Touristen auf dem kleinen Markt, auf dem die Frauen des Dorfs ihr Kunsthandwerk anbieten. Die „Entertainment Group“ des Dorfs singt für uns traditionelle Lieder und fordert uns zum gemeinsamen Tanzen auf. Unser Tanz scheint den lokalen Wettergott zu besänftigen, denn auf der Rückfahrt zum Resort lichten sich schon die Wolken und ab dem nächsten Tag kommt endlich wieder die Sonne zum Vorschein.

Die kommenden Tage verbringen wir schnorchelnd über den Riffen der blauen Lagune, in der Sonne am Palmenstrand oder im klaren, türkisfarbenen Wasser mit angenehmer Badetemperatur von 28 Grad. Bei einem zusätzlichen Schnorchelausflug zum Korallenriff vor Nanuya Island sehen wir leuchtend blaue Seesterne und einen winzigen Clownfisch über einer ebenso winzigen Seeanemone. Später am Nachmittag besteigen wir den Inselberg auf einem schmalen Pfad durch teils hohes Gras und über das rotbraune Vulkangestein. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir den Gipfel – leider bedeutet das auch, dass wir den Abstieg im Dunkeln meistern müssen.

Tina versucht sich im Weben mit Palmblättern, während Jacob zunehmend mit seinem Schnorchelequipment verwächst und sich einen schönen halbseitigen Sonnenbrand holt. Jeden Abend genießen wir im Restaurant mit Blick übers Meer ein tolles, vielfältiges und immer sehr liebevoll angerichtetes Essen (für das man allerdings eine starke Verdauung braucht, wie wir beide erleben). Fazit: es sieht hier wirklich so traumhaft aus wie auf den Fotos in den Reiseprospekten. Südseekitsch pur! Aber wir genießen es sehr.

Am 12.08. fahren wir nach sechs Nächten Blue Lagoon und herzlichem Abschied von Restaurantchefin Annie etwas wehmütig zurück auf die Hauptinsel Viti Levu. Der Tag ist ein historischer für Fidschi: das Land gewinnt sein bisher erstes olympisches Gold überhaupt im Nationalsport Rugby, was ausgiebig gefeiert wird. Den letzten Abend verbringen wir nochmals in Nadi, dessen geschäftige Hauptstraße und bunter Hindutempel (Fidschi hat einen sehr hohen Anteil an indischstämmiger Bevölkerung) uns am nächsten Tag vor unserem Abflug Richtung Sydney noch einige Stunden unterhält. Ni sa moce (auf Wiedersehen) Fidschi!

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