Felsen, Wälder und Meer – Nationalparks im Südwesten

 

11.06.

Der heutige Tag hat ein einzelnes Highlight: den Wave Rock in Hyden. Hier haben Regen und Zerfallsprozesse eine steinerne Welle geschaffen, die sich meterhoch auftürmt. Die spektakuläre Felsformation ist tatsächlich nur ein recht kleiner Teil am Rand des eigentlichen Felsmassivs Hyden Rock. Ein markierter Pfad führt neben der Welle hinauf und quer über die Oberseite des riesigen Felsens. In kleinen Vertiefungen bilden sich Tümpel und Feuchtbiotope aus Moosen und Sonnentau; an anderen Stellen haben sich über die Zeit hinweg sogar kleine Wäldchen auf dem felsigen Untergrund ausbilden können. Der Weg endet an einer Felsgruppe, aus deren Mitte sich ein weit geöffnetes Nilpferdmaul herausreckt. Ansonsten sehen wir heute nur Straße und viele, viele Getreidefelder.

12.06.

Erster Programmpunkt heute: der Stirling Range National Park – und insbesondere die Besteigung des Bluff Knoll, dem mit 1073 m höchsten Berg in der südlichen Hälfte Westaustraliens. Nach guten zwei Stunden Treppensteigen über Felsstufen auf dem steilen Pfad belohnt uns der Gipfel mit einem tollen 360°-Rundblick mit Sicht bis zum Meer.
Zurück im Tal geht es weiter zum Porongurup National Park, wo wir eine zweite (glücklicherweise weniger strapaziöse) Wanderung zum Balancing Rock unternehmen. Waghalsig balanciert der hochkant stehende Felsbrocken auf einem Bein auf dem gerundeten Untergrund. Im Fels verankerte Stahlgriffe und eine lange Leiter führen dahinter auf den Castle Rock, über dem die Plattform des „Granite Skywalk“ schwebt. Auf dem Rückweg treffen wir einen netten Franzosen auf Weltreise, der sich, auch aufgrund eigener Unfallerfahrung, über die vielen Känguruhs auf den Straßen beklagt: „they just don’t pay attention!“ (Womit er in der Tat nicht unrecht hat…)

13.06.

Von Albany, wo wir die Nacht verbracht haben, starten wir zunächst nach Süden zum Torndirrup National Park, der mit „The Gap“ und der „Natural Bridge“ einige interessante Felsformationen an der Küste zu bieten hat. Es regnet mal wieder, aber die Aussicht auf baldige Besserung und vor allem ein warmes Bett in Perth bei den Gordons, Tinas früherer Au-Pair-Gastfamilie, macht das miese Wetter etwas erträglicher. Wir fahren vorbei an der Farmsiedlung Bornholm nach Denmark, wo wir ein sehr schönes Café mit angeschlossener Kunstgalerie besuchen, um uns etwas aufzumuntern. Auf der weiteren Strecke Richtung Westen schmiegt sich im William Bay National Park die steinerne Elefantenherde der „Elephant Rocks“ zwischen zwei hübsche Strandbuchten. Als wir am „Giant Tingle Tree“ bei Walpole ankommen, ist es schon fast dunkel. Wir beschließen, uns den Baum am nächsten Tag anzuschauen und trotz Verbot einfach auf dem Parkplatz zu übernachten. Hier mitten im Wald wird heute Nacht sicher kein Ranger vorbeikommen – erst recht nicht bei dem Regenwetter!

14.06.

Nach einer einsamen, ungestörten Nacht spazieren wir direkt von unserem Schlafplatz zum Giant Tingle Tree. Die mächtigen Red Tingles sind ein Überbleibsel urzeitlicher Wälder und kommen nur noch in begrenzten Gebieten in Australiens Südwesten vor, wo sie im Walpole-Nornalup National Park geschützt werden. Das beeidruckende Exemplar bei Walpole misst 25 Meter im Umfang und hat wie viele andere einen vom Feuer ausgehöhlten Stamm. Da die flachen Wurzeln sehr empfindlich sind, wird man auf einem hölzernen Steg um den Baum herumgeführt (sein noch größerer Vorgänger, in dessen Stammhöhlung man einen VW-Bus parken konnte, ist leider durch übermäßiges Getrampel Anfang der 90er Jahre abgestorben). Zufällig treffen wir hier einem netten jungen Schweizer, der eine noch längere Reisestrecke als wir alleine in einem Kombi zurücklegt. Respekt! Wir wären so ganz alleine sicher schon längst irgendwo in der endlosen Einöde am Steuer eingeschlafen… Auf dem Tree Top Walk im „Valley of the Giants“ treffen wir ihn wenig später wieder – im Gespräch mit einem anderen Schweizer Anfang 60, der vor 40 Jahren als Reisender in Australien hängengeblieben ist. Hoch durch die Baumwipfel schwingen sich die Brücken des Tree Top Walk – wir sind hier bereits 40 Meter über dem Boden, und links und rechts von uns strecken sich immer noch Äste in den Himmel.
Die Strecke nach Augusta, weit im Westen, führt durch Wälder, Weinberge und Weideflächen. Das Cape Leeuwin am rotfelsigen Südwestzipfel Australiens krönt ein strahlend weißer Leuchtturm. Unsere Pläne zur Besichtigung einer der Tropfsteinhöhlen der Margaret River Region verschieben wir angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit auf den nächsten Morgen und übernachten auf einem Campingplatz in Gracetown, wo vor dem Waschhäuschen graue Riesenkänguruhs grasen.

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