Rund um Cairns – Regenwald und Riff

 

22.07.

Tina geht es wieder etwas besser, so dass immerhin ein Spaziergang durch das Standzentrum von Cairns und entlang der Esplanade drin ist. Am Calypso Café entdeckt Tina ein witziges Detail: das Schild mit der bunten Kreidemalerei, welches das Speisen- und Getränkeangebot anpreist und das sie vor zehn Jahren fotografiert hat, ist immer noch exakt das selbe wie damals. Nur die Preise sind vermutlich deutlich gestiegen – ein Vergleich der Fotos nach unserer Rückkehr könnte jedenfalls interessant werden…
Am Nachmittag packen wir unsere Badesachen und fahren wir mit dem Stadtbus nach Norden zum dem Namen entsprechend palmenbewachsenen Strand von Palm Cove. Aufgrund des Windes und des dadurch stärkeren Wellengangs ist das Meer heute zwar nicht die flache, ruhige Badewanne, wie sie Tina in Erinnerung geblieben ist, aber Wasser- und Lufttemperatur sind dennoch gleichermaßen angenehme 28 Grad. Die Dämmerung taucht später Palmen und Himmel in postkartenidyllische Pastellfarben.

23.07.

Tina scheint glücklicherweise vollends wiederhergestellt, dem Bummel über die Esplanade Markets und unserem anschließenden Ausflug ins Hinterland nach Kuranda steht also nichts im Weg. Mit dem Bus fahren wir kurvig hinauf durch den Regenwald in das Dorf Kuranda, das für seinen bunten Künstlermarkt bekannt ist – inklusive öffentlichem Klavier und einer Minigolfanlage unter Palmfarnen. Unter tropischem Grün essen wir sehr gute Galettes und beobachten Brush Turkeys auf den Grünflächen des Ortes. Ein Spazierweg führt durch den dichten Regenwald zum Jum Rum Creek. Am späten Nachmittag kommen wir zurück nach Cairns und verbringen den Abend entspannt auf dem umlaufenden Balkon unseres Hotels, eines historischen Pub-Gebäudes im Zentrum der Stadt.

24.07.

Heute ist der große Tag: wir fahren hinaus zum Great Barrier Reef! Morgens um 8 legt der Katamaran Tusa 6 in Cairns ab und bringt uns in knapp zwei Stunden hinaus zum Riff. Während wir durch das blaue Meer zu unserem ersten Ankerplatz brausen, taucht plötzlich direkt neben uns ein großer Buckelwal auf! Mehrfach umrundet er das Boot, zeigt seine helle Bauchseite, streckt Kopf und Schwanzflosse aus dem Wasser und bläst Wolken aus Wasserstaub in die Luft. Bis wir die Kamera geholt haben, ist er zwar schon fast wieder verschwunden, aber zwei, drei Beweisfotos kriegen wir doch noch hin. Nach all den enttäuschenden Walbeobachtungspunkten an Süd- und Ostküste nun hier völlig unerwartet die Überraschung, und dann noch so nah!
Genauso großartig geht unser Tag weiter, als wir zu unserem ersten Schnorchel-Spot kommen. Mit Wetsuit, Flossen und optisch geschliffener Taucherbrille gleiten wir über die Korallenbänke und staunen über die farbenfrohe Welt unter Wasser. Noch tiefer hinunter und näher dran kommen wir bei unserem Schnuppertauchgang – für Jacob eine First-time-experience, aber für uns beide ein großartiges Erlebnis. Nahezu schwerelos durchs Wasser zu schweben und dabei atmen zu können wie an Land, ist überall, aber insbesondere im bunten Korallengarten des Great Barrier Reef eine beeindruckende Erfahrung. Zurück an Bord sind wir völlig geflasht von unseren Eindrücken und freuen uns umso mehr auf unseren zweiten Stopp am Hastings Reef, wo wir uns beeilen, schnell unsere Schnorchelausrüstung überzuziehen, um möglichst viel Zeit im Wasser verbringen zu können.
Trotz der mittlerweile enormen Schäden am Great Barrier Reef durch die Erwärmung und Übersäuerung des Meeres dank Erderwärmung und CO2-Emissionen sind die beiden Korallenbänke, die wir angefahren sind, noch relativ intakt. Unter unseren Augen eröffnet sich der ganze Zauber des Riffs: Riesenmuscheln, ein Regenbogen aus verschiedensten Papagei-, Doktor-, Kaiser-, Falter- und anderen Korallenfischen, mehrere Clownfische zwischen den schwingenden Armen ihrer Seeanemone, Weihnachtsbaumwürmer, und sogar eine Meeresschildkröte! Die Fotos, die wir mit unserer geliehenen Unterwasserkamera schießen, sprechen für sich – und die Bilder im Kopf wirken noch bis zum Abend nach, als wir zurück in Cairns auf einer Terrasse über dem Meer ein Känguruhsteak verspeisen und auf unseren großartigen Tag anstoßen.

25.07.

Unser Besuch in der örtlichen Hertz-Filiale zeigt: nicht jeder Mietwagen in Australien hat zwangsläufig hunderttausende Kilometer auf der Uhr. Der für uns reservierte ist brandneu und gerade über 2000 km gefahren. Jacobs Freude ist umso größer, als er den Tempomaten entdeckt – auch wenn dieser für unsere Gesamtfahrstrecke in Australien nun 15.000 km zu spät kommt. Wir werfen unsere Hüte auf die Rückbank und starten direkt Richtung Norden zum Cape Tribulation, dem „Kap der Leiden“ – so benannt durch James Cook, nachdem er davor auf einem Riff aufgelaufen war. Mit der Fähre setzen wir über den krokodilgefüllten Daintree River über. Dahinter windet sich eine schmale Straße durch den Regenwald bis zum Traumstrand von Cape Tribulation, an dem man wieder einmal wegen der bissigen Anwohner leider nicht baden kann. Also genießen wir den Anblick nur vom sicheren Hafen unserer Stranddecke aus und beobachten die Krabben, die kugelförmige Sandklümpchen aus ihren unterirdischen Gangsystemen transportieren und rund um deren Eingang deponieren, was hübsche Muster im Sand ergibt.
Cape Tribulation ist umgeben vom Daintree Rainforest, mit 150 Mio. Jahren eines der ältesten Regenwaldgebiete der Welt. Auf mehreren Spaziergängen bestaunen wir das explodierende Grün und die schiere Menge an Biomasse, die sich um uns herum türmt und empor zur Sonne windet. Der Zwischenstopp an Mossman Gorge hingegen fällt aufgrund der neuartigen Besuchspolitik (Absperrung mit dezidierten Öffnungszeiten und quasi-obligatorische Nutzung des Shuttlebusses statt des früher möglichen Fußwegs) aus. Ohnehin bleibt nicht mehr viel Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit, der hier in den Tropen bereits sehr kurz nach dem Sonnenuntergang einsetzt. Zwischen Mossman und Cairns transportieren die Schmalspurbahnen auf den Zuckerrohrfeldern im Abendlicht die letzten Ladungen des Tages zu den rauchenden Zuckermühlen. Wir beschließen den Tag mit einem günstigen Abendessen im asiatischen Foodcourt der bunten Night Markets.

26.07.

Gestern ging es ans Meer – heute hoch hinauf in die Atherton Tablelands. Die Straße schraubt sich steil empor in die von vulkanischer Aktivität geprägte Hochebene. Unser erster Zwischenstopp gilt dem Lake Barrine, einen von Regenwald umgebenen See in einem erloschenen Vulkankrater. Im Teahouse am Seeufer wird uns echter Devonshire Tea mit Scones (inklusive Erdbeermarmelade und Sahne) und Tee bzw. Kaffee aus örtlichem Anbau serviert. Bei Yungaburra staunen wir über den Curtain Fig Tree, eine riesige Würgefeige mit sehr spezieller Wuchsform. Die Tablelands wecken in uns beiden mit ihren saftigen Wiesen, sanften Hügeln und wolkenverhangenen Bergketten in der Ferne Erinnerungen an heimatliche Gefilde, und die Fahrt durch diese Landschaft ist uns ein herzerwärmender Genuss. Hinter Millaa Millaa biegen wir auf den Waterfalls Circuit ein, der uns hintereinander zu den sich vor einer Basaltwand ergießenden Millaa Millaa Falls, den Zillie Falls und den Ellinjaa Waterfalls führt. Weiter Richtung Atherton besuchen wir den Mount Hypipamee National Park, der ein durch eine vulkanische Gasexplosion enstandenes, insgesamt über 130 Meter tiefes Kraterloch und die Dinner Falls beherbergt. Unsere Runde durch die Tablelands endet in der Dämmerung mit der Beobachtung eines Schnabeltiers in einem Fluss bei Yungaburra, wo wir in „Nick’s Swiss-Italian Restaurant“ in gemütlicher Atmosphäre noch eine hervorragende Pizza genießen, bevor wir uns auf den kurvigen Rückweg nach Cairns machen.

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