Crossing the Nullarbor: der Eyre Highway

04.06.

Wir füllen in Port Augusta noch einmal unsere Lebensmitel- und Benzinvorräte auf, bevor es auf den Eyre Highway geht: 1666 km trennen uns noch von Norseman an dessen anderem Ende, und dazwischen kommt – nicht viel. Die Wegstrecke bis Ceduna ist gesäumt von frisch gesäten Weizenfeldern, die sich über gigantische Flächen ausdehnen. Der Ort Kimba liegt ziemlich mittig zwischen Ost- und Westzipfel des Kontinents, „halfway across Australia“, worauf ein großes Schild hinweist. Alle anderen Orte am Highwayrand bestehen eigentlich nur aus riesigen Getreidesilos und einem Bahnhof. Nach 465 km erreichen wir Ceduna, wo unsere erste Etappe endet.

05.06.

Hinter Ceduna begleiten uns zunächst noch Felder. Ab dem Nullarbor Roadhouse dann beginnt sie aber: die eigentliche Nullarbor Plain – 200 km lang nur flache Weite und kein einziger Baum. Der Eyre Highway führt von nun an direkt am Meer entlang, und einige Aussichtspunkte ermöglichen tolle Blicke auf die Klippen der Great Australian Bight. Die steil abfallenden Felswände sind der vom Meer angefressene Rand der riesigen Kalksteinplatte, die die Nullarbor Plain bildet. Ansonsten fahren und fahren wir Kilometer um Kilometer ab. Australien ist wirklich ein sehr sehr großes Land mit riesigen Distanzen. Die Road trains, vor denen uns alle Reiseführer gewarnt haben, beeindrucken uns hingegen weniger: sie sind zwar durchaus lang, aber Überholen ist auf den langen geraden Strecken kein Problem. Gefährlicher scheinen uns die großen aasfressenden Keilschwanz-Adler, die an den Roadkill-Kadavern hocken und beim Vorbeifahren plötzlich aufsteigen. Nach 486 Kilometern finden wir einen schönen Übernachtungsplatz auf den Klippen kurz vor Border Village.

06.06.

Wie auch South Australia verfolgt Western Australia eine Anti-Fruit-Fly-Politik, was bedeutet, dass bestimmte landwirtschaftliche Produkte nicht importiert werden dürfen. Über die genauen Bestimmungen informieren die „Fruit Fly Hotline“ und das Internet. Wir erfahren, dass Knoblauch nur geschält nach WA eingeführt werden darf, also schält Jacob noch vor dem Frühstück unsere verbleibenden ca. 30 Knoblauchzehen. Alles andere Obst und Gemüse hatten wir in weiser Voraussicht schon vorher aufgegessen. An der Quarantänestation in Border Village werden wir auch tatsächlich kontrolliert und müssen unsere Schubladen inspizieren lassen. Noch kurz Führerschein vorzeigen und ins Alkoholröhrchen pusten (morgens um halb neun – zum Glück haben wir heute auf unseren üblichen Frühstücksschnaps verzichtet) und dann dürfen wir tatsächlich unbeanstandet nach Western Australia einreisen.
Hinter der Grenze wechselt die Vegetation von niedrigen Büschen zu lichtem Wald, den Great Western Woodlands, die das größte zusammenhängende Eukalyptuswaldgebiet der Erde darstellen. In Caiguna müssen wir leider nachtanken – zum bisher teuersten Spritpreis unserer Reise: 1,77 $ (zum Vergleich: rund um Sydney oder Melbourne lag der Benzinpreis bei um die 1,10 $, was etwa 0,70 € entspricht). An diesem Tag erleben wir auch unseren bisher ersten und hoffentlich einzigen Roadkill: ein etwa amselgroßer Vogel schießt direkt vor uns über die Straße und landet leider mit Genickbruch in unserem Kühlergrill. Tina übernimmt die etwas mühselige Operation, ihn daraus wieder zu befreien, und bestattet das arme Tier im Gebüsch. Kurz darauf kommt das Highlight der Strecke: die „90 Mile Straight“, ein 146 km langer schnurgerader Straßenabschnitt. An der danach folgenden leichten Rechtsbiegung steht übrigens tatsächlich ein Kurvenwarnschild! Unsere bisher längste Etappe endet nach 651 km auf einem Rastplatz, wo wir uns an einem diesmal rauch- und explosionsfreien Lagerfeuer aus unterwegs gesammeltem Holz wärmen.

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