Kalgoorlie – die Goldfields

07.06.

Wir müssen ehrlich sein: es ist kalt. Und vor allem: es regnet und regnet. Nach einem ganzen Jahr Dürre haben wir offenbar genau den Moment abgepasst, in dem der Winter mit relativer Macht über Südwestaustralien hereinbricht. Die Salzseen bei Norseman, das wir nach 83 km erreichen (der Eyre Highway ist geschafft!), sind geflutet. Auch der sonst mit dicker weißer Salzkruste bedeckte Lake Lefroy, an dem wir auf unserem Weg in die Goldgräberstadt Kalgoorlie vorbeikommen, gleicht eher einer Schlammebene. Immerhin kommt kurz die Sonne heraus, als wir über dem „Super Pit“, der weltweit viertgrößten Goldmine, stehen. 3,5 Kilometer lang und 350 Meter tief klafft ein riesiges Loch in der Erde, in dem gewaltige Bagger das goldhaltige Erz fördern. Hunderte Tonnen schwere Kipplader kriechen an den Wänden des Tagebaus nach oben, um den Gesteinsschutt zur Weiterverarbeitung zu schaffen. Es braucht 7 LKW-Ladungen à 225 Tonnen Gestein, um eine golfballgroße Menge Gold zu gewinnen. Die Zeiten, in denen man wie der Gründervater Kalgoorlies, Paddy Hannan, Hunderte Unzen schwere Goldnuggets direkt an der Erdoberfläche finden konnte, sind lange vorbei, aber trotzdem lebt die Stadt nach wie vor gut vom Bergbau. Viele der Häuser aus der Goldrauschzeit entlang der zentralen Einkaufsstraße sind gut gepflegt und renoviert. Der örtliche Ableger des Western Australian Museum zeigt allerdings auch, wie kärglich die Goldsucher in ihren Holz- und Wellblechhütten gelebt haben, und eine Tafel mit Namen erinnert daran, dass auch heute noch immer wieder Minenarbeiter bei der gefährlichen Arbeit ums Leben kommen.
Angesichts des feuchtkalten Wetters und der Aussicht, den mangels vorheriger Spülmöglichkeit angesammelten Geschirrberg mal wieder nur mit eiskaltem Wasser auf der Toilette des schlammigen Gratiscampgrounds abspülen zu können, verfällt Tina in Kalgoorlie auch zum ersten Mal in einen Campingblues. Als kleiner Trost winkt immerhin in der nächsten Woche Perth, wo uns die Gordons (Tinas Au-Pair-Gastfamilie) freundlicherweise für ein paar Nächte beherbergen werden, und im Anschluss daran der Weg in den wärmeren Norden…

 

08.06.

Wir verlassen Kalgoorlie nach einem Frühstück im netten „Relish Café“ und wenden uns wieder nach Süden, um an die Küste nach Esperance zu fahren. Dank Dauerregen passiert sonst auch nicht mehr viel an diesem Tag. Nicht mal der „Resident Sea Lion“ Sammy lässt sich bei diesem Wetter am Steg blicken. Angeblich soll es aber in den folgenden Tagen mit dem Wetter wieder etwas besser werden. Bis dahin trinken wir warmen Tee und kuscheln uns in unserem Buschen tief unter unsere Decken.

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