Kakadu National Park

 

11.07.

Unser erster Tag im Kakadu National Park führt uns durch verbranntes, wieder zum Leben erwachendes Land zu den Aborigine-Felszeichnungen an den Nanguluwurr und Nourlangie/Anbangbang Rocks. In sich überlagernden, zwischen 20.000 und weniger als 100 Jahre alten Schichten sind hier Motive aus der Alltagswelt und der Traumzeit der Aborigines abgebildet: Fische, Schildkröten und Känguruhs, aber auch Jagd- und  Tanzszenen, Schöpfungsgeister wie der „Lightning Man“ Namarrgon oder auch ein Segelschiff der Europäer. Vom Gipfel des Felsens aus lässt sich die Abbruchkante erkennen, die den Nationalpark von der Hochfläche des unter Aborigine-Verwaltung stehenden Arnhem Land trennt.

Am Nachmittag besuchen wir das sehr informative Waludja Cultural Centre, bevor wir das Boot zur Sunset Cruise auf dem Yellow Water besteigen. Die Stars auf der Bootstour sind ohne Zweifel die Leistenkrokodile, die am Ufer im Schatten dösen oder geräuschlos durchs Wasser gleiten. Ein 4,5 Meter langes Exemplar dreht passend zum Sonnenuntergang eine lange, langsame Runde um unser Schiff. Daneben sehen wir aber auch große Jabirus (Schwarzkopfstörche) und Weißbauchseeadler, weiße Reiher, Jacanas (kleine Wasservögel, die mit ihren riesigen Füßen auf den Blättern der Seerosen umherwaten), Brumbies (verwilderte Pferde) und in der Ferne einige Wasserbüffel. Der Sonnenuntergang bildet mit den wenigen Wolken am Himmel tolle Spiegelungen auf dem Wasser.

12.07.

Heute ist der Himmel deutlich bewölkter – dadurch ist es zwar weniger heiß, dafür aber feuchter und drückender. Wir laufen eine Spazierrunde in der Nachbarschaft des Campgrounds ab, aber sehen weder den vom Ranger angekündigten „resident water buffalo“ noch das „resident crocodile“, sondern nur ein paar Vögel wie den bunten Rainbow Beeeater und ein Pärchen Red-tailed Black Cockatoos sowie unsere eigenen resident flies (die Plage des Outbacks, die uns nun schon eine Weile verfolgt).

Nach Zwischenstopps im Bowali Visitor Centre und kurz im Hauptort des Parks, Jabiru (bekannt für sein eigenwilliges Hotel in Krokodilform), erreichen wir den East Alligator River bei Cahill’s Crossing. Die Furt bildet den Übergang zum Arnhem Land, zu dem man nur mit spezieller Erlaubnis Zutritt hat. Am Ubirr Rock bewundern wir erneut die Felsmalereien und die Aussicht vom Gipfel des Felsens auf die sich weit und grün unter uns ausbreitenden Wetlands.

Wir schließen noch einen Spaziergang durch den Monsun-Regenwald daneben an – über uns hängen (und stinken) wieder einmal Flughunde. Vom Ufer des East Alligator River aus entdecken wir ein Krokodil im Wasser, was auf uns zudreht, als es uns sieht – der Blutdruck steigt sofort und wir beeilen uns, wegzukommen. Den Rest des Weges, der parallel zum Fluss führt, legen wir mit einem mulmigen Gefühl zurück.

Der Tag hält noch mehr Aufregung für uns bereit, als bei unserer Rückfahrt ein Tour-Bus hinter uns nicht rechtzeitig sieht, dass wir abbiegen und der Mighty-Van zwischen uns bremst: der Bus gerät in den Straßengraben, dreht sich um 180° entgegen die Fahrtrichtung und kippt auf die Seite. Wir steigen sofort aus, Jacob ruft den Notarzt und Tina versucht ihr Bestes als Ersthelfer. Die Menschen aus dem Bus zu bekommen, gestaltet sich etwas schwierig; glücklicherweise sind keine wirklich schwer Verletzten oder gar Tote darunter (hauptsächlich Schürfwunden, Kratzer, einige Brüche, eine Person mit Amnesie/Gehirnerschütterung). Einige weitere Helfer kommen dazu, zusammen mit den 21 Passagieren des Busses wird es etwas unübersichtlich, aber alle Menschen werden von uns einigermaßen gut versorgt, bis nach einer halben Stunde endlich Feuerwehr und Krankenwagen kommen und nochmals 20 Minuten später ein Helikopter mit Notarzt, der die am schwersten Verletzten nach Darwin fliegt. Nach unserer Vernehmung durch die Polizei dürfen wir schließlich zwei Stunden nach dem Unfall die letzten 800 Meter zu unserem Campground fahren, wo sich Tina erst einmal waschen und die blutbefleckten Kleider wechseln kann. Als wir endlich – gründlich imprägniert mit Insektenrepellent – am Campingtisch vor unserem Buschen zu Abend gegessen haben und auf die ganze Aufregung des Tages noch einen Rotwein aufmachen, fängt es an, in Strömen zu regnen und hört auch bis die frühen Morgenstunden nicht mehr auf. Wir schlafen unruhig und sind beinahe froh, als die Sonne aufgeht und wir aufstehen können.

Artikel zum Unfall auf NT News

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