Auf dem Weg ins Top End

 

07.07.

Der Tag nach unserer Purnululu-Tour führt uns nach Kununurra, einem etwas verschlafenen Städtchen mit immerhin einem netten Café, auf dessen Terrasse wir bei Limonade und Mango Smoothie das Treiben auf der Straße beobachten. In der Nachmittagssonne spazieren wir durch den kleinen Mirima (Hidden Valley) National Park mit Sandsteinformationen und raschelnden Eidechsen. Der Blick vom Gipfel der Steinhügel schweift über die weite, dank Stausee und Bewässerungssystem üppig grüne Ebene bis zu den Gebirgsketten, die sich wie ein Gürtel darumlegen. Im Sonnenuntergang machen wir noch ein paar Kilometer bis zum nächsten Highway-Rastplatz.

08.07.

Eigentlich ist von unserer Strecke her heute kein besonders herausragender Tag – wenn nicht Tina Geburtstag hätte. Zur Abwechslung gibt es Joghurt und eine Mango zum üblichen Müslifrühstück. Anschließend machen wir uns auf die lange und eintönige Fahrt nach Katherine – bei der letzten Tankgelegenheit vor der Stadt verkalkulieren wir uns leider auch noch mit der Spritmenge, daher müssen wir die letzten 200 km vorsichtshalber ohne Klimaanlage und nur mit 80 km/h zurücklegen. In Katherine checken wir im Campingplatz ein und machen uns auf einen eher wenig inspirierenden Spaziergang durch den Ort. In der Hitze genießen wir die Abkühlung im Campingplatz-Pool, während langsam die ersten Glückwünsche aus Europa eintreffen. Abends gibt es für Tina noch eine kleine Überraschung: Jacob hat ein hübsches Restaurant gefunden, in dem wir mit einem Sekt über einem hervorragenden Steak auf den Geburtstag anstoßen (an dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an die Sponsorin Stephanie!).

09.07.

Der Morgen in Katherine ist noch organisatorischen Aufgaben gewidmet, bevor wir uns zum benachbarten Nitmiluk National Park aufmachen. Relativ spontan entschließen wir uns, im dortigen Campingplatz einzuchecken – vor allem wegen des aufgrund der heißen Temperaturen hohen Duschbedürfnisses. Vom Campground aus wandern wir hoch auf die Abbruchkante der Katherine Gorge und über das Plateau zurück. In der Hitze und starken Sonne sind die wenigen Kilometer sehr anstrengend und wir trinken literweise Wasser. Unten am Fluss hängen Flughunde in den Bäumen, die sich durch Fächeln mit ihren Flügeln kühlen. Mit ihren pelzigen Gesichtern und spitzen Schnauzen sehen sie lustig aus, aber verbreiten einen fürchterlichen Lärm und Gestank. Später am Abend lernen wir beim Abspülen eine deutsche Familie kennen, die am gleichen Abend ein neues, riesiges Wohnmobil auf den Campingplatz geliefert bekommt, da ihr vorheriges (gleicher Vermieter wie unseres!) nicht mehr fährt. Wieder einmal danken wir Toyota für unser robustes Hochass – zwar weniger komfortabel, aber zuverlässig.

10.07.

Zurück über Katherine fahren wir zu den Edith bzw. Leliyn Falls, an deren Fuß sich der lokale Badesee befindet. Wir wandern hinauf zu den Upper Pools mit Wasserfall und tiefen Felsenbecken, in denen wir lange baden. Nach dem Rückweg warten schließlich noch etliche Fahrkilometer bis zu unserem Campground im Kakadu National Park auf uns.

Purnululu NP – The Bungle Bungles

 

06.07.

Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk erfüllt sich heute für Tina ein seit ihrem ersten Australienbesuch vor zehn Jahren gehegter Wunsch: der Besuch der Bungle Bungle Range im Purnululu National Park. Da der Nationalpark nur per Allrad erreichbar ist, müssen wir uns hier einer geführten Tour anschließen. Gemeinsam mit zweiunddreißig Rentnern machen wir uns morgens früh um 7 Uhr im Safari-LKW auf den langen Weg: zwei Stunden rumpeln wir über Waschbrettpiste, Felsboden und durch teils sandige, teils wasserführende Furten, bis wir überhaupt erst das Besucherzentrum des Nationalparks erreichen. Weitere 45 Minuten später erscheint vor uns dann endlich das Wunder der Bungle Bungles: die grau-orange gebänderten Kuppeln der „Beehive Domes“. In der Form an Bienenstöcke erinnernd, erheben sie sich aus dem Grasland und verdichten sich nach Norden hin zum Sandsteinplateau der Bungle Bungle Range. Zwei Stunden lang wandern wir durch die Felsformationen zu beiden Seiten des (im Winterhalbjahr ausgetrockneten) Piccaninny Creek und in die in einem runden Überhang endende Cathedral Gorge. Nach der Lunchpause geht es weiter zur Echidna Chasm, einer schmalen Felsspalte im Norden des Gebirgszuges. Die Nachmittagssonne lässt das Gestein rot leuchten; entlang des trockenen Bachbetts und in Felsnischen kommen die grünen Farbspritzer der Fächerpalmen hinzu – ein Relikt aus Zeiten, als sich über diesem Landstrich noch ein Regenwald ausbreitete. Nur wenige Sonnenstrahlen schaffen es hinein in die hundert Meter tiefe und teils nur einen Meter schmale Schlucht. Die Rückfahrt zum Campingplatz dauert gute zweieinhalb raue Stunden und löst bei unseren Mitfahrenden sicher die eine oder andere künstliche Hüfte aus ihrer Verankerung. Wir selbst sind bei unserer Rückkehr sehr glücklich über die Dusche, die uns von Sonnencreme und Schweiß befreit. Der Tag endet mit vielen tollen Bildern in Kopf und Kamera im Stockmen-Stil mit Beef Stew vor dem Lagerfeuer.

East Kimberley – Geikie Gorge National Park

 

03.07.

Vierhundert Kilometer östlich von Broome halten wir heute für einen Zwischenstopp im Geikie Gorge National Park bei Fitzroy Crossing. Aus dem scharfkantigen Kalkstein eines im Devon entstandenen Riffs haben hier die Wassermassen der Regenzeit eine breite Schlucht herausgewaschen. Der Wasserstand der letzten Jahre lässt sich an der Höhe des helleren waagerechten Streifens ablesen, wo der Fluss die Rußschicht der Buschbrände vom Gestein abgewaschen hat. Die „Freshies“ (Süßwasserkrokodile) verstecken sich in der Mittagshitze wohl im Schatten, aber dafür finden wir auf dem Rückweg unter einem Strauch das kunstvolle Bauwerk eines Laubenvogels. Um ein Weibchen zu beeindrucken, baut das Männchen ein tunnelförmiges Gespinst aus Zweigen und Grashalmen, und schmückt es anschließend mit Steinchen, ausgeblichenen Knochen, Beeren und was es sonst noch alles findet.
Nach einem bei 33°C doch sehr erfrischenden Zitroneneis (Juli fühlt sich hier auch wirklich sehr wie Juli an) geht es weiter durch die Savannenlandschaft des östlichen Kimberley. Knorrig ragen die Äste der Boab-Trees (eine Unterart der Affenbrotbäume) aus ihren bauchigen Stämmen. Unser Übernachtungsplatz liegt auf einem Hochplateau, so dass wir vor unserem Hochass unsere eigene kleine Terasse mit Ausblick und Sonnenuntergang genießen können. Auch hier beeindruckt nachts wieder der einmalige Sternenhimmel.

04.07.

Da wir erst für den 06.07. zwei Plätze im 4WD-Safaribus zum Purnululu National Park bekommen haben, können wir uns heute viel Zeit lassen. Wir nutzen unseren schönen Aussichtsplatz, um endlich mal Postkarten zu schreiben und ein bisschen zu lesen; erst mittags fahren wir weiter nach Halls Creek, wo nach zwei Nächten an der Straße und Temperaturen über 30°C ein Campingplatz mit Dusche und vor allem Pool (!) lockt. Mittlerweile besteht das Campingpublikum dank Schulferien zwar vermehrt aus Familien, aber die „Adventure before dementia“-Klientel (siehe Foto) ist nach wie vor stark vertreten. Auf dem Weg in die erste Goldgräberstadt Westaustraliens, Halls Creek, überholen wir wie bereits so oft Karawanen von „Grey Nomads“ – und begegnen auch mal wieder einem Haus, was auf einem Oversize-LKW an uns vorbeizieht. Der schon zum geflügelten Wort gewordene Ausspruch „bestimmt ein Opi“ beim Überholen der schleichenden Wohnwagengespanne findet eine Entsprechung in einer Postkarte im Verkehrszeichen-Stil mit der Aufschrift „Grey Nomads – Next 25 000 km“, die Jacob im Visitor Centre von Halls Creek erwirbt. Die ebenfalls zum Verkauf stehenden Goldnuggets aus der Region liegen dann allerdings doch etwas außerhalb unseres Souvenirbudgets…

05.07.

Nach dem Frühstück nochmal ein Sprung in den Pool – und dann weiter zu den beiden größten Sehenswürdigkeiten von Halls Creek: der aus der umgebenden Landschaft herausragenden hellen Quarzwand „China Wall“ und dem Wasserloch Caroline Pool, an dessen sandigem Ufer wir unsere aus dem Flugzeug entführte Decke ausbreiten und es dem faulen Leguan auf der anderen Uferseite gleichtun.

 

Dieser Beitrag zu Halls Creek erfordert ein paar Worte zur Situation der Aboriginal People, wie wir sie bisher – und hier nun aus besonderer Nähe – erlebt haben. Insbesondere hier in den nördlichen Landesteilen finden sich viele Aboriginal Communities, und im starken Gegensatz zum Süden Western Australias sowie vor allem auch den südöstlichen Bundesstaaten trifft man hier häufig auf Natives. Dennoch scheinen weiße und schwarze Bevölkerung außer beim Einkauf im Supermarkt, an der Tankstelle sowie in den medizinischen und sozialstaatlichen Versorgungsstellen der Orte kaum Berührungspunkte zu haben, was aus unserer Sicht einige Fragen aufwirft. Halls Creek ist ein Dorf mit knapp über tausend Einwohnern – dennoch kann die Frau an der Rezeption des Campingplatzes keine Auskunft über die am gleichen Nachmittag auf dem Dorfplatz stattfindende große Veranstaltung geben, zu der sich bestimmt hundert Aborigines eingefunden haben. Ganz wörtlich wird hier Abschottung betrieben, indem sämtliche Weißen gehörenden Grundstücke mit hohen Zäunen und Stacheldraht umgeben sind (auch der Campingplatz). Die Natives leben in ihren eigenen Communities am Ortsrand oder noch viel weiter draußen im Outback, und sind im Ort selbst häufig in großen, lautstarken Familiengruppen mit vielen Kindern und frei herumlaufenden Hunden anzutreffen, was zusammen mit ihrer oftmals schäbigen Kleidung wiederum aus der Perspektive des weißen Australiers etwas befremdlich wirken mag und sicher nicht positiv zu ihrem Image beiträgt.
Es verwundert angesichts der offensichtlichen Ausgegrenztheit und Perspektivlosigkeit vieler Aboriginal People kaum mehr, dass der Alkoholismus zu einem derartig großen Problem geworden ist, dass Verkauf und Mitführen von Alkohol hier strengen Vorschriften unterliegen. Das Ausweichen auf Benzindämpfe als Rauschmittel wiederum hat dazu geführt, dass in den Tankstellen nahe der Aboriginal Communities nur noch ein von der Regierung subventionierter „low aromatic“-Treibstoff mit sehr geringem Anteil von flüchtigen Substanzen erhältlich ist.
Dazu im Gegensatz steht die Vereinnahmung der Aboriginal-Kultur durch Tourismus und Souvenir-Industrie, aber auch durch von offizieller Seite. An vielen Orten, vor allem in den Nationalparks, stehen Schilder, die die damit verbundenen Traumzeit-Geschichten erzählen, die Verwendung von Pflanzen als Lebensmittel oder Medizin beschreiben oder anderweitig über die Kultur und Lebensweise der Aborigines informieren. Auch die großen staatlichen Museen, wie wir sie in Canberra oder Adelaide besucht haben, verfügen über sehr umfangreiche und informative Ausstellungen zu den First Peoples, und man beruft sich zunehmend auch auf die ursprünglichen Ortsnamen oder das „Bush Food“ der Aborigines. Das Gesamtbild bleibt allerdings ambivalent: man scheint sich offiziell (und da, wo es sich gut vermarkten lässt) zwar zunehmend gerne auf die „ersten Völker“ zu beziehen, im Alltag jedoch bleibt die Gesellschaft gespalten und die Natives erscheinen vor der westlichen Kultur nach wie vor als eher verlorene Gestalten.

Broome

30.06. – 02.07.

Nach den vielen Übernachtungsplätzen der letzten Tage mit zumeist nicht mehr Ausstattung als einem Plumpsklo erwarten uns in Broome als ungeplantes, aber sehr willkommenes Extra zwei Tage Luxus. Der Immobilienfirma, für die Damian arbeitet, gehört hier das wunderschön angelegte Cable Beach Club Resort, und dank seiner einmaligen Gastfreundschaft ist dort bei unserer Ankunft schon ein Zimmer inklusive Frühstück für uns reserviert (thanks again, Damian!!). Zwei Nächte verbringen wir in dem riesigen tropischen Garten der Anlage, deren Stil sich mit viel rot und grün lackiertem Holz und Wellblech an der lokal üblichen Bauweise orientiert. Wir genießen die Entspannung im Pool, Cocktails bei Sonnenuntergang am Cable Beach und vor allem auch, dass wir zwei Tage lang so oft duschen können, wie wir wollen, und weder kochen noch abspülen müssen! An einem Abend probiert Tina im Sunset Grill Restaurant ein gegrilltes Känguruhfilet: sehr zartes, mageres und feinfaseriges Fleisch, das ähnlich wie Rindfleisch schmeckt. Baden im Meer ist allerdings leider nicht möglich: Krokodilalarm! Stattdessen spielen wir zwei Runden Minigolf unter duftenden Frangipani-Bäumen.

 

Broome selbst ist keine wirklich gemütliche Stadt: Es gibt einige nette Ecken wie den Biergarten von Matso’s Brewery, das schattige Shady Lane Café und die bunten Courthouse Markets, aber ansonsten ist es ein eher gesichtsloser Ort. Beeindruckend (und etwas unheimlich) sind die Anzüge, mit denen die Perlentaucher hier Anfang des letzten Jahrhunderts von kleinen Segelschiffen aus ihrem gefährlichen Beruf nachgingen. Noch viel weiter in der Geschichte zurückgehen kann man am Gantheaume Point, einem felsigen Kap mit tollen Farbspielen von rotem Sandstein und blauem Meer. Auf dem Meeresgrund lassen sich hier bei Ebbe mit sehr niedrigem Wasserstand die versteinerten Fußabdrücke von Dinosauriern finden. Wir müssen wegen nicht ausreichender Tide mit den Nachbildungen vorlieb nehmen.

Pilbara – Karijini National Park

 

27.06.

Nach sechs Stunden Fahrt kommen wir am frühen Nachmittag im Karijini National Park an. 13 km ruppige Dirt Road rütteln unser klapperndes Hochass bis zu den Oxer und Junction Pool Lookouts gründlich durch. Hier treffen vier Schluchten zusammen, die sich tief in den rostroten Felsen gegraben haben. Auf der Wanderung in die Hancock Gorge müssen wir einige Kletterpartien entlang der terrassenförmig erodierten Felswände überwinden, teils führt der Weg auch durch knapp hüfthohes Wasser – also Schuhe aus und durch! Tina rutscht natürlich prompt auf einem glitschigen Stein aus und fällt hinein. Zum Glück ist es warm und sonnig… Das harte, schwere Gestein in den Schluchten ist stark eisenhaltig und klingt beim Aneinanderschlagen deutlich metallisch. Wir übernachten auf dem Dales Campground im Nationalpark und gruseln uns ein wenig vor der Dingowarnung, die einem allerorten mitgegeben wird. Die Nacht ist klar und mit offenen Vorhängen bewundern wir aus dem Bett heraus die vielen, vielen Sterne.

28.06.

Sobald die Sonne aufgeht, wird es warm in unserem Buschen – Zeit, aufzustehen! Die Rundwanderung an der Dales Gorge führt zunächst auf dem Rand des Canyons entlang, dann steigen wir in die Schlucht hinunter. Nach links verengen sich die Felswände zunehmend und umrahmen am Ende den wunderschönen, tiefblauen Circular Pool. Wir packen die Badesachen aus: das Wasser ist klar und angenehm kühl. Auf der Felsstufe am hinteren Ende des Wasserbeckens „duschen“ wir unter den tatsächlich warm aus dem Felsen quellenden Wasserfällen. Der Weg führt in entgegengesetzter Richtung weiter durch die Schlucht entlang des Wasserlaufs (und teilweise darüber hinweg). Hier unten ist es relativ kühl und feucht – das üppige Grün der Bäume, Sträucher und Farne bildet einen kräftigen Kontrast zu den roten Felswänden. An einigen Stellen tritt der in dieser Region vorkommende blaue Asbest faserig zwischen den Gesteinsschichten hervor. Wir gucken lieber nur und kratzen nicht daran herum…
Von den Fortescue Falls, die sich über Felstreppen in einen türkisblauen Pool ergießen, ist es nur noch ein kurzer Abstecher zum Fern Pool mit kleinem Wasserfall, den Jacob nochmal zu einem erfrischenden Bad nutzt. Gegen 14 Uhr erreichen wir wieder den Parkplatz und brechen weiter in Richtung Norden auf. In den Hügeln steigen Rauchschwaden auf – kontrollierte Buschfeuer wurden hier schon seit Jahrtausenden von den Aborigines im Rahmen des sogenannten „firestick farming“ eingesetzt, um das Risiko für „wilde“ Buschbrände zu verringern und Einfluss auf die Gestaltung der Landschaft (und damit auch die verfügbaren Nahrungsquellen) zu nehmen. Dass Westaustraliens Reichtum auf seinen Bodenschätzen beruht, wird uns auf der Strecke nach Port Hedland durch die große Zahl an Road Trains verdeutlicht, die Bergbauprodukte und -hilfsmittel transportieren (der Abbau von Asbest wurde allerdings schon in den 70er Jahren eingestellt – nur einige unbelehrbare Sturköpfe bewohnen noch die Geisterstadt an der ehemaligen Mine nördlich des Karijini NP).

29.06.

Zum Frühstück auf unserem Highway-Rastplatz bekommen wir Besuch von Kühen. Von hier ist es nicht mehr sehr weit bis zum 80 Mile Beach an der Nordküste Western Australias. Blausilbern zieht sich der Strand hier über 120 km bis zum Horizont. Wir schwimmen, sammeln Muscheln und entspannen (geschützt durch die hier standardmäßige 50+-Sonnencreme) einfach mal in der Sonne. Der Australier hingegen scheint auch hier seinen beiden größten Hobbies (neben dem Barbecue) nachgehen zu müssen: mit dem Allrad am Strand entlang zu brettern und das Meer mittels Angel von überflüssigen Fischen zu befreien. Gegen Abend nehmen wir noch eine kleine Fahretappe Richtung Broome in Angriff – auf unserem Rastplatz glitzern nachts überall im Gebüsch die Augen der (ungefährlichen) Wolf Spiders.

Coral Coast – Ningaloo Reef

 

25.06.

Ehrlich gesagt, sehen wir es nicht ein, 22 $ (etwa 15 €) für einen Campground zu zahlen, an dem es nicht einmal ein Klo gibt. Deshalb: früh raus und einfach abhauen, bevor jemand zum Geldeinsammeln vorbeikommt! Hundert Meter weiter am Strand gibt es einen Tagesparkplatz (mit Toilette) und einen hölzernen Steg, auf dem wir frühstücken. Nebenan schießen die Quobba Blowholes zehn Meter hohe Wasserfontänen in die Luft. Der Wellengang drückt hier das Meerwasser durch kleine Öffnungen im Fels nach oben. Der Strand ist übersät mit Stücken von Korallen, und von den Felsen aus kann man in der Lagune bunte Fische schwimmen sehen – ein erster Vorgeschmack auf das, was wir später am Tag am Paradise Beach von Coral Bay bestaunen dürfen.
Die Korallenbänke des Ningaloo Reef sind hier schon vom Strand aus im Wasser als dunkle Flecken zu erkennen. Unter der Wasseroberfläche eröffnet sich dann mit Taucherbrille und Schnorchel eine Zauberwelt aus sternförmig verzweigten, kugelig runden, tischartig ausgebreiteten, tief eingefurchten Korallen, umschwärmt von Fischen in allen Farben: leuchtend blau, grellgelb, grün, silbern, schwarz, gestreift, gepunktet – oder gänzlich regenbogenfarbig. Flache Kaiserfische stehen senkrecht im Wasser, kleine Fische mit Zebramuster umschwärmen die Korallenäste, Neonfische mit blauem Körper und gelben Flossen schweben umher. Die Geräusche in dieser bunten Landschaft: das Knistern der Korallen und das Rupfen der grasenden Papageifische. Wir bleiben im Wasser, bis wir völlig durchgefroren sind, und sind uns sofort einig: das müssen wir bei der nächsten Gelegenheit unbedingt wiederholen!
So farbenprächtig, abwechslungsreich und lebendig die Unterwasserwelt ist, so karg und eintönig ist das Land. Die endlose Grassteppe wird einzig von den Zipfelmützen der Termitenhügel durchbrochen. Kurz vor Exmouth komplettieren wir im Abendlicht unseren zehntausendsten Streckenkilometer. Links von uns leuchtet der Himmel im Westen tiefgelb, rechts mischen sich Rosa und Blau.

26.06.

Von Exmouth aus umfahren wir das North West Cape, um zum Besucherzentrum des Cape Range National Parks (Schorchelausrüstung leihen!) und weiter zur Turquoise Bay zu gelangen. Türkisblau leuchtet die Lagune, am Horizont brechen sich die Wellen des Indischen Ozeans am äußeren Riff – und im lauwarmen Wasser erwarten uns erneut die Wunder der Korallenwelt, noch schöner und vielfältiger als am Tag zuvor. Eben noch beobachten wir einen großen Papageifisch, da schwimmen schon drei gelb-weiß-schwarze Fische mit hornartig vorstehender Stirn vorbei. Ein Kaiserfisch zieht lange Fäden an seinen Flossen hinter sich her, wir drehen uns um und befinden uns plötzlich mitten in einem großen Schwarm kleiner blau-silberner Fische. Auf dem weißen Sandboden liegen große schwarze Seegurken herum, und überall darüber spielt das farbenfrohe Leben der Korallen. Jacob hat besonderes Glück und kann einen Blaupunktrochen beobachten.
Leider ist unsere Kamera nicht wasserdicht, daher können wir die Bilder dieses Tages nur im Kopf festhalten (ein Punkt, den wir am Great Barrier Reef unbedingt ändern müssen). Dennoch – der Eindruck wird uns lange erhalten bleiben, so faszinierend war es, die Unterwasserwelt des Riffs so ganz aus der Nähe erleben zu dürfen. Wir sind beinahe ein wenig traurig, als wir um halb vier unsere Flossen und Taucherbrillen zurückgeben müssen und uns auf den weiten Weg hinein in die staubige Röte der Pilbara machen.

Entlang der Küste nach Norden – Pinnacles Desert, Kalbarri National Park und Shark Bay

 

20.06.

Leider müssen wir heute unsere komfortable Unterkunft bei den Gordons verlassen, und passend zum Abschied von Lyndal und den Kids regnet es derart, dass sich die Straße unter unserem Buschen in einen Bach verwandelt. Nach einigen Erledigungen in der Stadt machen wir uns auf in den Nambung National Park. Die Pinnacles, tausende spitze Kalksteinsäulen, sehen im warmen Abendlicht vor dem gelborangenen Sand besonders schön aus. Wir übernachten in der Billy Goat Bay mit Meeresrauschen im Hintergrund.

21.06.

Um den folgenden Tag komplett im Kalbarri Nationalpark verbringen zu können, müssen wir heute weit nach Norden in das gleichnamige Städtchen fahren und dort übernachten. Auf dem Weg passieren wir den (allerdings eher orangefarbenen) Pink Lake, dessen Wasser von Carotin produzierenden Einzellern eingefärbt wird. Später nehmen wir noch die terrassenartig ausgewaschenen Felsen der Eagle Gorge mit. Ansonsten gibt es im Ort Kalbarri nicht wirklich viel zu sehen, aber dank Erkältung und Müdigkeit sind wir ohnehin etwas eingeschränkt.

22.06.

Der Wecker klingelt um 6, da für 8 Uhr Arbeiten am Stromnetz und damit kein warmes Duschwasser mehr angekündigt sind. Dementsprechen früh sind wir im Kalbarri National Park, durch den sich der Canyon des Murchison River windet. Das „Nature’s Window“ bildet einen steinernen Rahmen für einen tollen Ausblick auf das Flussbett. In einzelnen freiliegenden Schichten des rot-weiß-gestreiften Sandsteins lassen sich die Wellenlinien des einstigen Meeresbodens erkennen; an einigen Stellen sind auch die Spuren urzeitlicher Krebstiere zu sehen. Wir ziehen unsere Wanderschuhe an und laufen auf dem insgesamt 9 Kilometer langen The Loop Circuit Trail erst auf dem Schluchtrand entlang, dann hinunter ins Flussbett. So wandern wir die gesamte Flussschleife ab, was allerdings weniger anstrengend ist, als einen die Hinweisschilder im Park glauben machen wollen. Unterwegs sehen wir schwarze Schwäne, einen schneeweißen Reiher und einige Euros. Nach vier Stunden sind wir zurück am Parkplatz und fahren weiter zum „Z-Bend“, einer Stelle, in der der Canyon in einem scharfen Knick verläuft. Durch eine enge Schlucht steigen wir hinunter zum Fluss und bestaunen die roten Felswände. Auf der Rückfahrt aus dem Park erleben wir eine kurze Schrecksekunde, als wir auf der – am Morgen zwar nassen, aber noch gut befahrbaren – Dirt Road fast in einem Schlammloch stecken bleiben. Die Kupplung qualmt, aber wir schaffen es gerade so noch raus. Puh!

23.06.

Weiter geht es heute nach Shark Bay, einer Weltnaturerbestätte der Unesco. Ein Grund für die Verleihung dieser Auszeichnung lebt im Hamelin Pool: in dem flachen, sehr salzhaltigen Wasser finden sich Stromatolithen – Kolonien aus verschiedenen Bakterien, die bereits vor drei Milliarden Jahren die Erde besiedelt haben. Einige Kilometer weiter erfrischen wir uns kurz im kalten, türkisblauen Wasser der Nanga Bay und buchen im nebenan gelegenen Campingplatz schon mal einen Stellplatz für die Nacht. Der groß angekündigte Eagle Bluff Lookout zwischen Nanga und Denham zeigt sich ohne Eagle und mit nur einem diffusen größeren Tier im Wasser, bei dem wir uns nicht sicher sind, ob es ein Rochen oder ein Hai ist. Der Ort Denham selbst ist nicht wirklich einer Erwähnung wert, außer für den goldenen Sonnenuntergang, der sich schön im glatten Wasser der Little Lagoon spiegelt.

24.06.

Weiß, blau und noch mehr Blau – so beginnt unser Tag am Shell Beach, mit wolkenlosem Himmel und vor allem Milliarden von kleinen Muscheln unter unseren Füßen. In der flachen Bucht ist das Wasser so salzig, dass außer den etwa einen Zentimeter großen weißen Herzmuscheln kaum andere Tiere leben können. Die gedeihen (und sterben) hier dafür massenhaft, und so häufen sich ihre Schalen am Ufer meterdick auf. Auf unserem weiteren Weg Richtung Norden auf dem North East Coastal Highway überholen wir zwei fahrende Häuser (!). In Carnarvon, dem Zentrum der westaustralischen Obstproduktion, decken wir uns mit Gemüse und Melonen ein (und machen eine längere Kaffeepause, in der wir diesen Blog updaten). Mit zwei Tagen Verspätung ist die von Gordons mitgebrachte Erkältung nun auch heftig bei Tina eingeschlagen, und unser Tag endet am Point Quobba mit Ingwertee und früher Bettruhe.

Perth und Umgebung

 

16.06

Der erste wirklich sonnige Tag seit Wochen lädt uns zu einer Bootstour im Shoalhaven Islands Marine Park vor Rockingham ein. Auf den kleinen Felsinseln leben die riesigen Australischen Pelikane, Kormorane und einige der seltenen Australian Sea Lions. Weiter in Richtung Perth stoppen wir in Fremantle und essen Fish & Chips am Fishing Boat Harbour. Das Roundhouse, ein altes zwölfeckiges Gefängnisgebäude, lässt erahnen, wie eng und ungemütlich es für die Insassen gewesen sein muss (hier sehen wir übrigens zufällig unseren Schweizer Kollegen aus dem Walpole-Nornalup NP wieder). Fremantle selbst ist eine sehr lebendige Stadt mit viel restaurierter Kolonialarchitektur und hoher Dichte an italienischen Einwanderern, wie sich in den Cafés entlang des sogenannten „Cappuccino Strip“ zeigt. Von „Freo“ sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Cottesloe Beach, einer von Perths Stränden am Indischen Ozean.
Um 17 Uhr kommen wir schließlich bei Gordons an, wo uns ein herzliches Wiedersehen bzw. Kennenlernen mit Mutter Lyndal und den beiden nun 13 bzw. 15 Jahre alten Töchtern Mia und Ashby erwartet. Während die Frauen der Familie den Abend im Netball-Club verbringen (ein basketballähnlicher Sport), essen wir mit Damian und Mias Zwillingsbruder Will zu Abend. Bei zwei (ausgesprochen guten!) Flaschen westaustralischen Rotweins tauschen wir lustige Erinnerungen an Tinas Aufenthalt vor zehn Jahren und die damals noch kleinen Kinder aus. Es ist interessant, zu beobachten, wie sich Ashby, Mia und Will seither verändert haben, aber auch bekannte Züge wiederzuerkennen. Spät am Abend fallen wir dankbar in ein gemütliches Bett und genießen es sehr, zur Abwechslung mal wieder Badezimmer und Schlafraum unter einem einzigen Dach zu haben.

17.06.

Früh stehen wir auf, um die Fähre nach Rottnest Island zu erwischen. Die Insel 20 km vor der Küste ist Perths großes Sommerhaus und besiedelt von den allerniedlichsten aller Beuteltiere: den etwa kaninchengroßen Quokkas! Überall streifen sie umher, lassen sich mit Blättern füttern und sogar vorsichtig streicheln. Wir leihen uns Fahrräder und fahren bis zum Westzipfel der Insel, wo uns eine Überraschung erwartet: auf einer kleinen vorgelagerten Felseninsel hat sich eine Kolonie vo Neuseeländischen Pelzrobben angesiedelt. Entspannt planschen einige direkt unter uns im Wasser und strecken ihre Flossenfüße wie Segel in die Sonne. Vorbei an kleinen blauen Buchten kommen wir über die Nordseite wieder zurück zu der kleinen Siedlung am Hafen. Die Tour war zwar nur 22 Kilometer lang, aber das sehr hügelige Terrain macht sich doch durchaus in unseren Oberschenkeln bemerkbar. Alles in allem verbringen wir einen schönen, sonnigen Tag, der mit einem Restaurantbesuch in Fremantle mit Gordons einen netten Ausklang findet.

18.06.

Zusammen mit Lyndal, Damian und Ashby frühstücken wir in einem Café im Park um die Ecke, wo Jacob auch zum ersten Mal die schwarzen Schwäne sieht. Die Ruhe im Haus am späten Vormittag (alle Familienmitglieder sind aktiv oder passiv bei diversen Leichtathletik- und Netballwettkämpfen eingespannt) nutzen wir dafür, unsere Wäsche zu waschen. Endlich mal eine vernünftige Waschmaschine, bei der man mehr als zwei Programme und vor allem eine genauere Temperatur als nur ein diffuses „Cold – Warm – Hot“ wählen kann… Am Swan River entlang fahren wir anschließend zum Kings Park, von wo aus wir einen tollen Blick auf die City und den breiten Fluss haben. Am City Beach, wo Tina vor zehn Jahren häufig schwimmen war, sind wir gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Abends geht es mit Damian zu einem Eishockeyspiel in der Perth Arena. In der Logensuite seiner Firma werden wir in den Spielpausen mit Getränken und sehr gutem Essen bewirtet. Kanada besiegt die USA mit 6:5 nach Verlängerung und Penalty-Schießen.

19.06.

Heute stehen Tiere auf dem Programm: wir fahren hinaus zum Caversham Wildlife Park und streicheln flauschige Koalas und Känguruhs. Ultraweich! Aber auch diverse andere Tiere aus den verschiedensten Teilen Australiens sind zu sehen: Tasmanische Teufel, Beutelmarder, Süßwasserkrokodile, große Leguane, bunte Papageien und lustige Vögel wie der Tawny Frogmouth. Interessant ist es, im großen begehbaren Gehege den Känguruhs einmal ganz nahe zu kommen und sogar einen Blick in das Innere eines Beutels erhaschen zu können. Wieder zurück bei Gordons trinken wir Kaffee bzw. Tee und schauen uns gemeinsam ein Netball-Match im Fernsehen an, während es draußen in Strömen regnet. Gegen Abend, als es wieder etwas aufklart, starten wir nochmal zu einer kleinen Rundfahrt mit Lyndal und Damian durch die Villenviertel am Swan River, bevor wir alle gemeinsam zuhause zu Abend essen.

Margaret River

15.06.

Früh geht es zur Lake Cave, einer spektakulären Tropfsteinhöhle, durch die ein unterirdischer Fluss fließt. Dünne, hohle Stalaktiten, an deren Ende sich Wassertropfen bilden, hängen wie Strohhalme von der Decke; an anderen Stellen haben sich Säulen und millimeterdünne „Vorhänge“ gebildet. Besonders beeindruckend ist die Formation des „Suspended Table“, der knapp über dem Wasser schwebt. Die Spiegelungen auf der ruhigen Wasseroberfläche verwandeln die Höhle in ein Märchenreich aus weißem Kristall.
Von ihrem Wochenendausflug nach Prevelly mit den Gordons vor zehn Jahren ist Tina noch eine weitere kleine Höhle in Erinnerung geblieben. Ein völlig zugewucherter Pfad durch dichtes Buschwerk, dessen Eingang man von der Straße aus nur findet, wenn man ihn kennt, führt zu einer verwitterten Grotte, deren Säulen einst ein Höhlendach getragen haben. Verblichene Handabdrücke und Känguruh-Malereien an den Wänden zeugen davon, dass die Höhle einst von den Aboriginal People genutzt wurde.
In dem netten kleinen Städtchen Margaret River kaufen wir diverse Mitbringsel für Gordons: Wein, Olivenöl und Essig aus lokaler Produktion für Damian und Lyndal; ein Geschenk für die Kinder finden wir in der Margaret River Chocolate Company, von deren Probiertabletts wir köstliche Schokolade naschen. Am Nachmittag besuchen wir die rostroten Canal Rocks bei Yallingup, die mit dem tiefblauen Wasser und der weißen Gischt tolle Farbenspiele erzeugen. Vom Felsen aus können wir in der Bucht schwimmende Robben erspähen.
Das Cape Naturaliste am nördlichen Ende der „Cape-to-Cape-Coast“ bietet uns ein Nachmittagspicknick mit Salad Roll und schöner Aussicht – aber auch hier lassen sich natürlich wieder keine Wale blicken. Langsam fangen wir an, an der Geschichte mit der Whale Season zwischen Mai und August zu zweifeln – Wale haben wir bisher nur in ihrer landbasierten Ausprägung reichlich gesehen… Reste vom Sonnenuntergang erhaschen wir später am Tag an der Busselton Jetty, dem mit 1,8 km längsten Holzsteg der Südhalbkugel, auf dem sogar eine kleine Bahn fährt.

Felsen, Wälder und Meer – Nationalparks im Südwesten

 

11.06.

Der heutige Tag hat ein einzelnes Highlight: den Wave Rock in Hyden. Hier haben Regen und Zerfallsprozesse eine steinerne Welle geschaffen, die sich meterhoch auftürmt. Die spektakuläre Felsformation ist tatsächlich nur ein recht kleiner Teil am Rand des eigentlichen Felsmassivs Hyden Rock. Ein markierter Pfad führt neben der Welle hinauf und quer über die Oberseite des riesigen Felsens. In kleinen Vertiefungen bilden sich Tümpel und Feuchtbiotope aus Moosen und Sonnentau; an anderen Stellen haben sich über die Zeit hinweg sogar kleine Wäldchen auf dem felsigen Untergrund ausbilden können. Der Weg endet an einer Felsgruppe, aus deren Mitte sich ein weit geöffnetes Nilpferdmaul herausreckt. Ansonsten sehen wir heute nur Straße und viele, viele Getreidefelder.

12.06.

Erster Programmpunkt heute: der Stirling Range National Park – und insbesondere die Besteigung des Bluff Knoll, dem mit 1073 m höchsten Berg in der südlichen Hälfte Westaustraliens. Nach guten zwei Stunden Treppensteigen über Felsstufen auf dem steilen Pfad belohnt uns der Gipfel mit einem tollen 360°-Rundblick mit Sicht bis zum Meer.
Zurück im Tal geht es weiter zum Porongurup National Park, wo wir eine zweite (glücklicherweise weniger strapaziöse) Wanderung zum Balancing Rock unternehmen. Waghalsig balanciert der hochkant stehende Felsbrocken auf einem Bein auf dem gerundeten Untergrund. Im Fels verankerte Stahlgriffe und eine lange Leiter führen dahinter auf den Castle Rock, über dem die Plattform des „Granite Skywalk“ schwebt. Auf dem Rückweg treffen wir einen netten Franzosen auf Weltreise, der sich, auch aufgrund eigener Unfallerfahrung, über die vielen Känguruhs auf den Straßen beklagt: „they just don’t pay attention!“ (Womit er in der Tat nicht unrecht hat…)

13.06.

Von Albany, wo wir die Nacht verbracht haben, starten wir zunächst nach Süden zum Torndirrup National Park, der mit „The Gap“ und der „Natural Bridge“ einige interessante Felsformationen an der Küste zu bieten hat. Es regnet mal wieder, aber die Aussicht auf baldige Besserung und vor allem ein warmes Bett in Perth bei den Gordons, Tinas früherer Au-Pair-Gastfamilie, macht das miese Wetter etwas erträglicher. Wir fahren vorbei an der Farmsiedlung Bornholm nach Denmark, wo wir ein sehr schönes Café mit angeschlossener Kunstgalerie besuchen, um uns etwas aufzumuntern. Auf der weiteren Strecke Richtung Westen schmiegt sich im William Bay National Park die steinerne Elefantenherde der „Elephant Rocks“ zwischen zwei hübsche Strandbuchten. Als wir am „Giant Tingle Tree“ bei Walpole ankommen, ist es schon fast dunkel. Wir beschließen, uns den Baum am nächsten Tag anzuschauen und trotz Verbot einfach auf dem Parkplatz zu übernachten. Hier mitten im Wald wird heute Nacht sicher kein Ranger vorbeikommen – erst recht nicht bei dem Regenwetter!

14.06.

Nach einer einsamen, ungestörten Nacht spazieren wir direkt von unserem Schlafplatz zum Giant Tingle Tree. Die mächtigen Red Tingles sind ein Überbleibsel urzeitlicher Wälder und kommen nur noch in begrenzten Gebieten in Australiens Südwesten vor, wo sie im Walpole-Nornalup National Park geschützt werden. Das beeidruckende Exemplar bei Walpole misst 25 Meter im Umfang und hat wie viele andere einen vom Feuer ausgehöhlten Stamm. Da die flachen Wurzeln sehr empfindlich sind, wird man auf einem hölzernen Steg um den Baum herumgeführt (sein noch größerer Vorgänger, in dessen Stammhöhlung man einen VW-Bus parken konnte, ist leider durch übermäßiges Getrampel Anfang der 90er Jahre abgestorben). Zufällig treffen wir hier einem netten jungen Schweizer, der eine noch längere Reisestrecke als wir alleine in einem Kombi zurücklegt. Respekt! Wir wären so ganz alleine sicher schon längst irgendwo in der endlosen Einöde am Steuer eingeschlafen… Auf dem Tree Top Walk im „Valley of the Giants“ treffen wir ihn wenig später wieder – im Gespräch mit einem anderen Schweizer Anfang 60, der vor 40 Jahren als Reisender in Australien hängengeblieben ist. Hoch durch die Baumwipfel schwingen sich die Brücken des Tree Top Walk – wir sind hier bereits 40 Meter über dem Boden, und links und rechts von uns strecken sich immer noch Äste in den Himmel.
Die Strecke nach Augusta, weit im Westen, führt durch Wälder, Weinberge und Weideflächen. Das Cape Leeuwin am rotfelsigen Südwestzipfel Australiens krönt ein strahlend weißer Leuchtturm. Unsere Pläne zur Besichtigung einer der Tropfsteinhöhlen der Margaret River Region verschieben wir angesichts der fortgeschrittenen Tageszeit auf den nächsten Morgen und übernachten auf einem Campingplatz in Gracetown, wo vor dem Waschhäuschen graue Riesenkänguruhs grasen.